Unsere redaktionellen Leitlinien

I. Geschichten: Vom Lagerfeuer zu Reportagen

Früher gab es das Lagerfeuer, an dem die spannendsten Geschichten erzählt wurden. Heute gibt es Reportagen. Unsere Autorinnen und Autoren sind sowohl Journalisten wie auch Erzähler, die es schaffen, ihr Publikum in den Bann zu ziehen. Nicht mit Märchen, sondern mit wahren Geschichten, die unseren Leserinnen und Lesern die Welt nach Hause bringen.

II. Thema: Neue Eindrücke statt neuste Nachrichten

Neuste Nachrichten dominieren die Medien, ihre «Breaking News» vervielfachen sich seit der Ära der Digitalisierung in Windeseile. Sie liefern jedoch nur eine begrenzte Sicht auf die Welt. Wir richten dagegen den Fokus auch auf die Nebenschauplätze. Denn ungewöhnliche Perspektiven, überraschende Menschen und ungewöhnliche Orte verwandeln scheinbar bekannte Stoffe und Themen in unentdecktes Neuland.

III. Recherche: Zeit, Zeit, Zeit

Kluge Essays aus dem Elfenbeinturm interessieren uns nicht. Unsere Autorinnen und Autoren, gehen hin und erleben selbst. Sie verbringen viel Zeit mit ihren Protagonisten. Je mehr, desto besser. Nur so können sie beim Schreiben unsere Leserinnen und Leser in andere Welten entführen, sie den berühmten Stallgeruch riechen lassen.

IV. Erzählen: packend, verführerisch, literarisch, subjektiv, meinungsstark

Die ersten Sätze müssen alles können: Spannung erzeugen, Figuren einfügen, das Thema ausbreiten, einen Sog erzielen. Wir lieben die literarische Reportage, solange die Autorinnen und Autoren kein reines «l’art pour l’art» betreiben, sondern ihre Könnerschaft in den Dienst des recherchierten Stoffs stellen. Wir fühlen uns dabei dem journalistischen Ethos verpflichtet und streben in unseren Reportagen einen möglichst hohen Grad an Objektivität an. Doch gerade die Reportage erlaubt es, die Haltung des Autors in einem Text durchscheinen zu lassen. Spannende Gedanken in Verbindung mit den Beobachtungen des Reporters sind ein Mehrwert.

V. Überraschen: Reportagen der Zukunft

Mit der Rubrik «Die Historische Reportage» verneigen wir uns vor den grossen Meistern vergangener Tage. Wir öffnen aber auch eine Tür in die Zukunft. Überraschender Experimentierlust und Formen des Schreibens, die wir noch gar nicht kennen, sind wir keineswegs abgeneigt – immer, solange das Geschilderte journalistischen Ansprüchen gerecht wird.

«Denn was wir unter Wirklichkeit verstehen, ist niemals mit der Summe aller uns zugänglichen Fakten und Ereignisse identisch und wäre es auch nicht, wenn es uns je gelänge, aller objektiven Daten habhaft zu werden. Wer es unternimmt, zu sagen, was ist, kann nicht umhin, eine Geschichte zu erzählen, und in dieser Geschichte verlieren die Fakten bereits ihre ursprüngliche Beliebigkeit und erlangen eine Bedeutung, die menschlich sinnvoll ist.»

– Hannah Arendt