Sechs Monate leben sie im Flachland, sechs in den Bergen. Jeden Mai ziehen sie mit ihrer Herde hinauf auf die Weiden am Fusse des 2200 Meter hohen Nemertsika, dorthin, wo das Gras in saftigem Grün steht, dorthin, wo Kefalovryso liegt. Sechs Tage lang wird die Herde unterwegs sein, wird hundert Kilometer zurücklegen, nächtigen, wo es Gras und Wasser gibt oder eben auch nicht. Es ist die immergleiche Route, die die Kiosis schon seit hundert Jahren nehmen. Sie führt entlang der Grenze zu Albanien durch Täler, Wälder, Dörfer, über Hügel, Berge, Flüsse, Geröllfelder und vom Regen erodierte Steilhänge. Die Tiere haben den Weg im Leib, sie kennen ihn, seit ihrer Geburt folgen sie sommers dem Gras in den Bergen und winters dem Gras im Flachland.
Aus dem Archiv
Spyros’ Herde
Eine Lebensweise verschwindet: Bei den letzten Wanderhirten Griechenlands
Richard Fraunberger (Text)
Claudia Blum (Illustration)
Liebe mich oder stirb
Fast jeden dritten Tag tötet in Italien ein Mann seine Partnerin. Auch im Dorf Tenno kommt es zu einem Femizid.
Margherita Bettoni (Text)
Claudia Blum (Illustration)
Anleitung für Fälscher
Wenn Händler, Sammler und Kunstfälscher zusammenarbeiten, gelingt der Coup: Ein Kurs in sechs Lektionen.
Linus Reichlin (Text)
Chrigel Farner (Illustration)